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Dezember 2020

Weihnachtsaktion in der WoTa Schöneberg

Zur Weihnachtszeit durften wir die Wohnungslosentagesstätte Schöneberg besuchen. Das natürlich nicht ohne Geschenke im Gepäck…

Das Weihnachtsfest rückt immer näher und auch am Nikolaustag haben wir Kleidung und Hygieneartikel an Menschen ohne Obdach weitergegeben. Dieses Mal waren wir jedoch nicht mit Lastenrädern in den Straßen Schönebergs unterwegs, sondern durften die Wohnungslosentagesstätte Schöneberg besuchen.

Nach einem warmen Mittagessen gab es selbstgebackene Plätzchen vom ERVH sowie weiteres Gebäck und Kuchen aus einer lokalen Patisserie. Im Anschluss konnte sich jeder Mensch einige Teil aus dem großen Spendenlager der WoTa, ergänzt durch Spenden des ERVH, aussuchen.

Entsprechend der Jahreszeit gab es außerdem verfrühte Geschenke wie Brotbüchsen, Trinkflaschen oder Körperseifen, die zuvor von Oli, Basti, Angelo und Lili liebevoll verpackt wurden.

So konnten wir auch in der kalten Jahreszeit ein Lächeln schenken, warme Worte austauschen und einen Einblick in die tatsächliche Sozialarbeit im Bereich der Obdach- und Wohnungslosenhilfe erlangen.

Dafür geht ein ganz großes Dankeschön an die WoTa Schöneberg und wir hoffen auf ein baldiges Wiedersehen!

 

Ein Rucksack voll Hoffnung und Covid19

Ein Statement zu Aktionen im Rahmen von Corona…

 

Mitten in der zweiten Welle und wenige Tage vor einem weitreichenden Lockdown möchten wir an dieser Stelle unseren Umgang mit dem Engagement in Zeiten einer Pandemie kommunizieren.

 

Bei allen Aktionen steht die Gesundheit unserer Teammitglieder und besonders der Betroffenen an erster Stelle. Gerade Menschen, die bei diesen eisigen Temperaturen ohne Dach über dem Kopf leben sind besonders gefährdet.

 

Das bedeutet für uns zum einen, dass jegliche Verteilaktion mit den gängigen Sicherheitsvorkehrungen wie dem Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung, regelmäßiger Handdesinfektion und Mindestabstand durchgeführt werden.

Wir haben unsere Teams während den Aktionen auf zwei Haushalte reduziert und tragen auch bei der Interaktion im Team selbst Maske.

Geplante Aktionen, wie eine weitere Weihnachtsaktion im Nachtcafé Friedenau haben wir abgesagt, da sich dort direkter Kontakt zu verschiedenen Menschen nur schwer vermeiden lässt. Diese Entscheidungen treffen wir verantwortungsvoll, dynamisch und mit Blick auf die aktuelle Infektionslage.

 

Nichtsdestotrotz sind wir der Meinung, dass Menschen auf der Straße weiterhin, wenn nicht sogar noch stärker, Hilfe zuteil kommen muss!

Dazu sammeln wir stetig Spenden und planen auch im Januar notwendige Dinge wie warme Kleidung, Hygieneartikel, Masken, sowie ein nettes Gespräch und gegenseitiges Zuhören weiterzugeben. 

 

Lasst uns in diesen schwierigen Zeiten nicht die Menschen vergessen, die den Lockdown nicht mit einem Tee im beheizten Wohnzimmer verbringen!

 
 

ERVH Jahresrückblick 2020

Zum Ende des Jahres möchten wir als Team auf die vergangenen Monate zurückblicken und einige unserer Gedanken mit euch teilen. Vielen Dank für die grandiose Unterstützung, ohne welche dieses Projekt nicht möglich wäre!

 

Julia

Ich war überrascht wie viele Vorurteile es in meinem engeren Umkreis gegenüber Menschen gab, die auf der Straße leben. Umso mehr freue ich mich damit aufräumen zu können! Es ist schön zu sehen, dass so viele Freunde uns nun engagiert unterstützen und ihre neu-gewonnene, positive Haltung weiterverbreiten!

Viele Leute, die wir auf unseren Touren getroffen haben, hatten sichtlich schon lang mit keinem anderen Menschen mehr ein Wort wechseln können. Einfach hin und wieder „Hallo“ sagen und vielleicht zu Fragen wie es jemandem geht, eine schöne Woche zu wünschen oder einfach einen Apfel aus eurem Einkauf abzugeben, würde diese Mauer die unsere Gesellschaft erbaut hat, mit jeder Geste, Stück für Stück wieder verschwinden lassen.

Für das kommende Jahr wünsche ich mir von allen nicht mehr wegzuschauen.

Seid freundlich, auch wenn es heute nur für ein Nicken reicht.

 

Lilith

Als Ludger und ich uns im August 2020 zum ersten Mal auf einen Kaffee trafen hätte ich mir nicht träumen lassen, dass dieses Projekt in so kurzer Zeit schon so groß werden würde.

In wenigen Monaten konnten wir Spenden sowohl sammeln als auch verteilen und sind ein tolles Team aus engagierten Menschen geworden.

Allem voran stehen die Begegnungen mit Menschen auf der Straße, die Unterhaltungen, der Austausch und das gemeinsame Lernen.

Jedes Gespräch zeigt mir eine neue Facette des Lebens auf, eine neue Geschichte und gibt mir viel zum Nachdenken. Das ist nicht immer einfach und lässt mich meine privilegierte Situation ständig neu überdenken. Doch es gibt mir dafür unglaublich viel zurück und dafür bin ich sehr dankbar, genauso wie für all die tollen Menschen, die uns als noch junge Initiative ihr Vertrauen schenken und uns unterstützen. Es gibt mir das Gefühl, dass gesellschaftliches Engagement nicht unerhört bleibt und tatsächlich etwas verändern kann!

 

Max

Einer dieser ungemütlich-gräulich-nebeligen Berliner Novembertage. Ich sitze in der S1, Laptop auf dem Schoß, Vorlesung von vorletzter Woche. Ein weiterer Fahrgast spricht mich an, bietet mir eine Zeitung für wenige Euro, nachdem er zuvor ein paar Worte über sich und seine Situation als Mensch ohne Obdach verloren hatte.

Ich bin an diesem Tag unkonzentriert, genervt, einfach mit dem falschen Fuß aufgestanden. Alle möglichen Gedanken kreisen durch meinen Kopf, lassen ihn schwer werden und scheinen mir kaum klarer als der November, wie er nasskalt vorm Fenster vorbeizieht.

Dem Mann mit der Zeitung schaue ich kurz ins Gesicht, lehne mit einem knappen „Sorry“ ab, lasse den Blick wieder Richtung Bildschirm gleiten. Anteilnahmslos. Seinen Namen weiß ich nicht mehr, auch das Gesicht kann ich mir nicht in Erinnerung rufen. Im Wegdrehen verabschiedet er sich mit einem ebenso knappen „Viel Erfolg!“ und auf einmal halten all meine Gedanken inne.

Viel zu oft sind wir völlig eingenommen von unseren Sorgen und Befindlichkeiten, unseren Bestrebungen und der alltäglichen To-Do-Liste im Hinterkopf. Wie von allein vergessen wir dabei auf das zu achten, was um uns herum passiert, blenden aus, wo wir eigentlich stehen, was wir haben, was wir machen können.

Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits seit mehreren Wochen bei „Ein Rucksack voll Hoffnung“ aktiv, trotzdem schaute ich weg, reagierte abweisend. Was mir daraufhin erneut bewusst wurde, brachte jenem Menschen ebenso rein gar nichts. Aber es ist, so denke ich, ein Anhaltspunkt, ein Wachrütteln. „Ein Rucksack voll Hoffnung“, das bedeutet für mich letzten Endes darauf zu achten, was um mich herum passiert, was andere Menschen nicht haben, nicht machen können…und auf diese zuzugehen. Natürlich, ein nettes Gespräch, ein neuer Pulli oder eine Zahnbürste schaffen langfristig keine große Veränderung. Aber einerseits versüßen sie der einen oder anderen Person mit Sicherheit den Tag und wenn die Geschichten dahinter andererseits weitere Menschen erreichen, wachrütteln, innehalten lassen, dann kann sich auch langfristig etwas verändern. Grundlegend.

 

Oli

Mir ist eine Begegnung besonders in Erinnerung geblieben. Ein Mensch saß alleine am Bahnhof Zoo, ein paar Meter von einem Backverkauf entfernt und hungerte, aber hatte keine Möglichkeit an Essen zu kommen. Wir konnten ihm mit ein paar Brötchen helfen. 

In unserem System wird Menschen das Notwendigste verwehrt, wenn sie es sich nicht leisten können. Solange das so ist, fühle ich mich als privilegierte Person in der Verantwortung, zu helfen.